ich befürchte dieser Eintrag wird etwas länger also schnappt euch einen Kaffee :)
Alles fing damit an, dass Sarah und mich irgendwann das Reisefieber packte. Wenn man schonmal hier ist, muss man doch auch was von der Gegen sehen oder?! Die Frage war nur: Wohin?
Der südliche Teil Schwedens ist für die Rückreise reserviert, im Norden ist jetzt nichts direkt was in einen Tagesausflug reinpassen würde, an die Küste fahren wir diese Woche noch und Trondheim etc. ist zu weit für einen Tagesausflug und hier wurde uns auch schon mehrmals von abgeraten für einen Tag hinzufahren. Da Sarah am liebsten jeden Wasserfall Schwedens erkunden würde (was man nicht mal schaffen würde, wenn man sein ganzes Leben nichts anderes täte -wobei die Schweden wohl auch ziemlich schnell etwas "Wasserfall nennen"), stießen wir dadurch auf Strömsund. Dort in der Nähe liegt der Hällingsafallet, ein beeindruckender Wasserfall in einem Canyon. Dadurch stießen wir dann auch auf die "Wildernessroad", eine Panoramastrecke, die durch die Berge führt und an dieser Straße liegen diverse Sehenwürdigkeiten.
Der Hällingsafallet wurde jedenfalls zu unserem Hauptziel auf dieser Route.....hätten wir da schon gewusst, dass wir eben diesen Wasserfall nie zu Gesicht bekommen würden und dies fast der Grund dafür gewesen wäre, dass wir im absoluten Niemalsland feststeckten......wer weiß....evtl. wären wir diese Reise nie angetreten....(danach wollte jedenfalls keiner mehr von uns einen Wasserfall an diesem Tag besichtigen....) aber dazu kommen wir später ;)
Auf der Route liegt auch ein Moosepark (Elchfarm). Dort rief Alina dann am Sonntag in weiser Vorraussicht an, um uns für den kommenden Tag anzukündigen. Die nette Frau am Telefon teilte uns dann mit, dass der obere Teil dieser Wildernessroad (genau der Teil durch die Berge, der über ein Plateau führt) im Winter gesperrt ist.....gut, also was tun? Zum Glück haben wir diese Info noch rechtzeitig bekommen, sodass wir nun noch umplanen konnten. Dies führte dazu, dass Alina und ich den halben Sonntag über der Schwedenkarte hockten, um eine neue Route auszutüfteln. (In der der Hällingsafallet natürlich nicht fehlen durfte). Also entschienden wir uns letztendlich für eine alternative Route, die als "landschaftlich schöne Straßen" gekennzeichnete Teile enthielt, einen Teil durch Norwegen ging und einen Teil der ursprünglichen Panoramastrecke enthielt.
Danach hieß es dann abends früh ins Bett zu gehen, denn am nächsten Morgen war um 7 Uhr Abfahrt angesagt.
Die Reiseroute:
Der nächste Morgen begrüßte uns mit strahlend blauem Himmer und wir machten uns bei optimalem Reisewetter, ca. 0°C, auf den Weg.
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6:30 Uhr vor meiner Tür |
Schon beim 1. Kreisverkehr hatten wir uns erfolgreich verfahren aber das tat unserer Reiselust keinen Abbruch. Es war evtl. auch etwas unklug, dass Tobi (das Mensch gewordene Navi Uschi (normalerweise Sarahs Freund)) versuchte das Navi vom Handy und die Karte unter einen Hut zu bringen. Ergebnis am Kreisverkehr: "Ja äääääh....die sagen hier beide etwas anderes, ich hab keine Ahnung". Danach haben wir uns dann nur noch auf die Karte konzentriert und uns auch nicht mehr verfahren ;)
Die Route war ca. 670km lang und schnell wurde uns mal wieder klar, dass man in Schweden nichts mit deutschen Maßstäben messen kann. Wir brauchten für ca. 40-50 km eine Stunde (ohne anzuhalten) und teilweise auch länger.
Das erste Mal hielten wir an einem, auf der Karte eingezeichneten, Aussichtspunkt an. Hier bot uns ein Blick quer über einen verschneiten See mit einem super Weitblick in jegliche Richtungen.
Da gewisse Personen, die ich namentlich nicht nennen möchte (Privatsphäre muss sein!) Blasenbprobleme haben, wurde auch für genügend Pausen gesorgt. Unter anderem an einer Tankstelle (das war eine Luxuspause, normalerweise hält man hier nur in Parkbuchten entlang der Straße im Nichts....wo auch nichts außer Schneee vorhanden ist....also nichts für Blasenprobleme, denn spätestens DANN erkältet man sich die Bläse...) wo wir den für diesen Tag letzten Kaffee kauften. Hätten wir (unter anderem eine Italienerin, die nach 2 h ohne Kaffee ins Koma fällt....) das vorher gewusst, dann hätten wir sicher mehr auf Vorrat mitgenommen. Problem bei der Planung war: Meine Thermoskanne ist eine Kanne, bei der das "Thermo" nach ca. 1h verschwindet und daher lohnte es sich nicht, diese mitzunehmen.
Auf dem weiteren Weg kamen wir noch an diversen Seen (mit anbetungswürdigen Steinen) vorbei.
Hier ein paar Eindrücke:
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sind sie nicht anbetungswürdig...? ;) |
Die Landstraßen führen auch öfters mal an so etwas vorbei:
Alina hatte mich ausgelacht, weil ich vor dem Stein hingefallen bin. Tja besonders elegant sah ihr Fall dann auch nicht aus ;) |
Hier sind selbst die Straßen rot (nicht nur die Häuser) |
Die Europastraße ging irgendwann in eine als "landschaftlich schön" gekennzeichnete Straße über. Just in dem Moment, als Tobi Laura (Italienerin) auf englisch erklärte, was dies bedeutete, lief eine Herde wilder Rentiere an der Straße entlang. Was zu einer etwas stärkeren Bremsung und zu etwas verschreckten Rentieren führte (man stelle sich 5 Touris vor, die die Fenster runterkurbeln und alle wie wild schreien- da kann man jedes Rentier verstehen, das dann das Weite sucht....)
Weitere Eindrücke auf der Strecke und meine ersten Versuche Panoramabilder aufzunehmen:
Da das obere Stück der Panormastrecke gesperrt war, haben wir uns eine Abzweigung auf der Route ausgesucht, die leider gefülte 1,5 h durch den Wald, auf einer geschlossenen Schneedecke führte. (Die Straße war geräumt, also durchaus gut befahrbar für schwedische Verhältnisse). Nach ca. 1 h nur Wildniss, ohne Zivilisation , sehnten wir uns dann doch mal wieder nach Menschen, Kaffee, und schneelosen Straßen.
Grade als wir zum zehnten mal dachten, wir kämen gleich an der eingezeichneten Tankstelle vorbei, tat sich auf der rechten Seite der Straße ein Zaun auf.....mitten im Wald....wir fragten uns also grade was dieser Zaun und das auftauchende Schneemobil mitten im Wald zu suchen hatten, als auch schon eine riesige Rentierfarm direkt danach auftauchte. Klar- es folgte wieder das gleiche Schauspiel: 5 Touris drehen völlig durch,, laufen halb schreiend und unter lauten "aaaaaaah's" und "ooooooooh's" auf die armen Tiere zu und schießen ca. 100 Fotos. Ein Rentier der Herde (nennen wir es Detlef) stand in der Mitte des Geheges und konnte sich scheinbar nicht entscheiden, ob es weglaufen oder sich dieser komischen Meute nähern sollte. Jedenfalls stand Detlef die ganze Zeit dort und guckte sich das Schauspiel kauend an. Könnten Rentiere sprechen, wäre wohl sowas wie "immer diese Touristen" dabei rausgekommen....
Darf ich vorstellen: Detlef :) |
Danach ging es dann weiter zur heiß ersehnten Tankstelle. An dieser wären wir dann auch fast vorbeigefahren. Ihr könnt sie euch ca. so vorstellen: 2 Tanksäulen (ohne Schalter wo man hätte bezahlen können), ein Tante-Emma-Laden mit einer schwedischen Ureinwohnerin und eine stark frequentierte Toilette. Ansonsten 100 km rechts und links davon nur Bäume und eine einsame Straße. Achja und ein "Systembolaget" - die Lizenz zum Alkoholverkauf.
Unser nächstes Ziel war besagter Wasserfall.....leider war die Straße dorthin nicht geräumt und wir mussten wieder umkehren. Zu Fuß dorthin gehen war leider auch nicht möglich, da es noch 29 km bis dorthin waren. Für Schweden ein Katzensprung aber diese Zeit hatten wir leider nicht und durch kniehohen Schnee? Nein danke!
Aufnahmen bis hierher:
Kurz bevor uns der ungeräumte Weg einen Strich durch die Rechnung machte |
Aber davon ließen wir uns natürlich nicht beirren, war doch auf der Karte noch ein anderer Weg dorthin eingezeichnet. Dieser ging von der Stadt "Gäddede" ab. Dort wollten wir zuerst einen Kaffee trinken und eine Pause einlegen. Der Weg dorthin (ein Teil der Wildernessroad) führte uns an riesigen Seen vorbei. Wir nutzten jede Parkbucht aus, um Fotos zu machen (nein- dieses mal nicht, um die Blasenmuskulatur zu trainieren...).
In Gäddede angekommen, machten wir uns dann auf die Suche nach einem Kaffee. Beim ersten Versuch landeten wir in einem Friseursalon. Anschließend fragte ich eine Dame an der Straße, wo sich denn in Gäddede noch ein Café befinden würde. "Entschuldigen Sie..." heißt auf schwedisch (dachte und hoffte ich) : "ursäkta" [ürschäkta ausgesprochen]. Leider verfiel Alina auf der Rückbank danach in einen Lachanfall, zusammen mit Laura. Irgendwie hatten die beiden wohl "bruschetta verstanden"......alles böse Behauptungen, die Dame hat jedenfalls angehalten ;) Der zweite Versuch endete vor einem geschlossenen Kaffee, der dritte Versuch in einem Supermarkt mit eingebauten Kaffee, das so "hübsch" gestaltet war, dass wir uns entschieden einen an der Tankstelle zu kaufen (man kann sich also ca. vorstellen wie hübsch....), in der Tankstelle gab es nur Instantkaffee, aber die Inhaberin erzählte uns, dass sich am Ende der Straße ein Hotel befand. Dieses hatte natürlich geschlossen. Gut, also nur zum Touristenbüro, um uns über den Wasserfall zu informieren und zu erfragen, ob der Ersatzweg existiert. Das Büro hatte........Überraschung........geschlossen! Also gaben wir auf und machten uns direkt auf den Weg zum Wasserfall....und hier nahm das Unglück seinen Lauf. Wir hätten nach den tausend Zeichen vorher (gesperrte Panoramastrecke, ungeräumter Weg, geschlossenes Touristenbüro, KEIN Kaffee) besser den Wasserfall ausgelassen. Aber NEIN! Dieser war schließlich ein (eigentlich der) Hauptpunkt auf unserer Reise, den es zu besichtigen galt.
Die "Straße", die von der Landstraße dorthin abgbing, gestaltete sich schon als recht abenteuerlich. Ich merkte schon an "Sollte ich mich nochmal über Schnee auf der Straße beklagen, dann schlagt mich bitte".....oh wenn wir gewusst hätten wie sehr wir den Schnee noch hassen würden....Ihr könnt euch die Straßenverhältnisse so vorstellen: Eine Straße durch den Wald, der Boden vor Schlamm und Eis nicht sichtbar, rutschte man mit 30kmh mehr vorwärts als wirklich zu fahren. Gut, dass wir vorher nicht in der Waschanlage waren. Als wir schon dachten, dass wir uns verfahren hätten, zeigte uns ein Schild an, wir müssten nun nach rechts zum Wasserfall abbiegen. Gesagt getan.....2 Meter später stellten wir dann fest, dass die Schneedecke rechts und links so hoch war (es sah geräumt aus aber dort sind bisher nur Schneemobile gefahren, wie wir später feststellten), dass wir kaum noch vorwärts kamen. Als wenn wir uns davon abhielten ließen! Wir entschieden uns für Schneeketten. Tobi und ich hatten diese natürlich noch nie draufgezogen. Zum Glück befand sich eine Montageanleitung auf der Tasche. So schwer kann das ja nicht sein! Eine viertel Stunde später (wir sahen aus wie sau....) hatten wir es auch tatsächlich geschafft. Also wieder ins Auto und weiterfahren, Dumm nur, dass die Straße in einiger Entfernung so anstieg, dass selbst mit Schneeketten keine Hoffnung bestand dort hochzukommen. Und mittlerweile steckten wir auch wieder fest. Alles Anschieben half nichts mehr. In Gedanken versuchte ich dem ADAC schon zu erklären wo wir waren. (2 Tanne links, 3. Busch rechts, weiter gradeaus, wo jemand schreit, da stehen wir ungefähr....), Alina sah uns schon elendig erfrieren.
Mir wurde immer wärmer.....aber was durch Teamarbeit nicht alles zu schaffen ist. Vier schoben an, ich gab Gas. Irgendwann bewegte sich das Auto auch wieder, Problem war: Sobald man die Spur, die wir auf dem Hinweg in den Schnee gegraben hatten, verließ, steckten wir sofort wieder fest. Also schoben irgendwann nur noch drei an und Alina lief schreiend neben dem Auto her, um mir zu sagen wir ich lenken musste, um in der Spur zu bleiben. Das kann man sich in etwa so vorstellen:
Alina läuft durch den wadenhohen Schnee neben dem Auto her und ruft die ganze Zeit "mehr links", "mehr rechts" "weiter zu mir", während ich rückwärts fahre und versuche in der Spur zu bleiben. Auf diesem Weg blieben wir noch ca. 2 mal stecken aber mit vereinter Kraft schafften wir es wieder auf die Straße, auf der wir vorher abgebogen waren. Alina war fix und fertig und meine Nerven lagen auch mehr als blank.
Gut, dachten wir uns, Schneeketten ab und weiter gehts....die eine Schneekette hatte sich netterweise auf dem Rückweg schon selbstständig verabschiedet und die andere.....ging nicht mehr ab!
Nach diversen Malen Vor- und Zurückfahren und Rumwerkeln (wir sahen mittlerweile nicht mehr nur aus wie Sau....war die Straße doch vorher mehr Schlamm als Straße...) war diese dann aber irgendwann auch vom Reifen runter. Die restlichen 4 km bis zum Wasserfall wollte nun auch keiner mehr zu Fuß gehen, wir wollten nur noch ins Auto und irgendwo einen Kaffee trinken und vorallem wollten wir raus aus der Wildnis.
Soviel jedenfalls zum Thema "Schlagt mich, wenn ich mich nochmal über Schnee beschwere".
Da in Gäddede ja scheinbar alle ausgewandert waren, machten wir uns auf den Weg nach Norwegen. Auch hier boten sich uns tolle Eindrücke entlang der Straße. Langsam setzte die Dämmerung ein, was wieder für ein völlig neues Licht auf den Fotos sorgte. Um 18:04 Uhr erreichten wir dann endlich ein Kaffee!!!! Das seit 18 Uhr geschlossen hatte.....!!!
Bald passierten wir auch wieder die schwedische Grenze.
Wieder auf der Landstraße, schrie Alina auf einmal wie ein abgeschlachtetes Sc..... "MOOOSE" "MOOOOOOOSE" "MOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOSE !!!!" (Eeeelch! Eeeeeeeeeeeeeeeeeeeelch! Eeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeelch!) Gott sei Dank waren wir die Einzigen, die zu der Zeit noch quer durch das Nichts fuhren und so machte die Vollbremsung auch niemandem etwas aus. Der Elch hat sich allerdings dadurch so erschrocken, dass dieser nicht mehr auffindbar war. (Evtl. lag es auch nur am fehlenden Kafee, dass Alina plötzlich Elche sah... ;) ) Aber scheinbar wollte uns jemand für den Wasserfall entschädigen, denn ca. 1 km später, sah auch ich einen Elch und dieses Mal konnten ihn alle bewundern und versuchsweise Bilder machen.
Jedes weitere Kaffee, das wir auf dem Weg noch entdeckten, hatte natürlich nun geschlossen und als wir 22km vor Östersund noch eine Tankstelle fanden, die Kaffee anbot, wollten wir dann auch keinen Kaffee mehr. Mittlerweile war es 8 Uhr durch, wir hatten alle nur noch Hunger und wollten nach Hause. Selbst Tobi entschied sich nun für einen Hotdog anstatt für einen Kaffee......
Ich hätte es nie für möglich gehalten (grade als die Wildernessroad mehr als zur Hälfte ins Wasser fiel), dass diese Tour so einzigartig wird und wir soviele Möglichkeiten für wirklich tolle Bilder kriegen würden. Da kann man mal sehen, was dabei rauskommt, wenn man "einfach nur ins Blaue" reinfährt ;)
Morgen geht es nach Sundsvall an die Küste und auf dem Rückweg besichtigen wir einen toten Wasserfall. Hoffen wir, dass uns dieser mehr Glück bringt :D
Bis dahin =)
PS:
So sollte und könnte er aussehen....der Hällingsafallet:
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Bildrechte: Björn Dussa |
Wir haben heute noch alle Bilder zusammen gesammelt und ich werdei die Tage noch welche von Sarah und Alina einstellen. :)
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