wie alles begann:
Sarah und ich wollten eigentlich "nur mal eben" nach Trondheim. Leider hat uns bisher jeder davon abgeraten nur für einen Tagesausflug dorthin zu fahren. Zu weit weg, lohnt sich nicht alleine etc....
Bei der Tourplanung kam deshalb erst Kristiansund dazu und auf einmal gefiel uns auch Alesund und Bergen fanden wir schon immer toll, von Oslo ganz zu schweigen. Also saßen wir auf einmal vor Googlemaps, was uns eine Tour von "mal eben" 2000km anzeigte. Das war dann wohl erst recht zuviel für einen Tag und so begann unsere Planung. Norwegen ist noch teurer als Schweden (unglaublich aber wahr, die Norweger kommen ja auch nach Schweden zum Einkaufen....). Also wie ist sowas finanzierbar???
Diverse Studenten, die auf dem Camping leben, haben uns vom Couchsurfing-Konzept erzählt und so legten wir uns der zuständigen Website einen Account an und starteten unsere Suche nach Übernachtungsmöglichkeiten. Bis auf Oslo fanden wir auch relativ zügig einen Platz in jeder Stadt.
2000 km durch Norwegen per Couchsurfing...hätte mir davon jemand vor ein paar Monaten erzählt, ich hätte denjenigen nett belächelt und zum nächsten Therapeuten geschickt ;) Aber was tut man nicht alles, um günstig was von einem Land sehen zu können und neue Leute lernt man nebenbei auch noch kennen UND wir sind ja nicht alleine unterwegs.
Also wurde geplant und geplant (welche Strecken man nehmen muss, welche Sehenswürdigkeiten nicht ausgelassen werden dürfen, welche landschaftlich auf unsere Paparazzitour passen etc.).... nichts wie hin in den Buchladen und eine Norwegenkarte kaufen. Ja ihr leßt richtig, in Zeiten des Internets reisen wir per Karte. Was uns auf unserer letzten Tour schon mehr als einmal geholfen hatte, durfte jetzt natürlich auch nicht fehlen, zu mal wir in Norwegen eh kein Internet haben.
Bei der Planung wurde uns relativ schnell klar, dass Norwegen 2 Jahreszeiten hat:
1.) Der Sommer, die Menschen leben und Touristen sind gerne gesehen
2.) Der Winter, sämtliche schönen Straßen sind geschlossen, Aussichtspunkte verbarrikadiert und Touris werden nur mitleidig angeguckt
Nagut aber bis zum Sommer haben wir keine Zeit also plant man um die Hauptattraktionen (s. Trollstigen z.b.) drum herum.
Am Tag vor der Fahrt hing ich den halben Tag über der Karte, um unsere geplante Route einzuzeichnen.
Bestens vorbereitet machten wir uns dann Dienstag (1.4.) auf den Weg Richtung Trondheim. Aufstehen 7 Uhr, Abfahrt 8 Uhr, ab zur Tankstelle, letzter Autocheck, los ging es bei herrlichstem Reisewetter.
Um Punkt 8 Uhr stand dann Sarah vor meiner Tüt, leider nicht in gewohnt hibbeliger und quirliger Artund Weise....neiiiin....Frau John hatte sich GENAU HEUTE dazu entschieden über Nacht krank zu werden. (Nebenbei bemerkt: Jedem, der bis dato krank war wurde mit stolz geschwellter Brust erklärt, dass SIE ja bisher noch nicht krank war...jaja Sarah...die Rache kommt halt irgendwann...) jedenfalls hatte ich deshalb den kompletten 1. Tag ein triefendes und schniefendes Häufchen Elend neben mir sitzen, dass ich aber tapfer durch den Großtstadtdschungel schlug.
Kurz zum Autocheck:
In Deutschland gibt es Servicestellen an der Tankstelle, um seinen Reifendruck zu überprüfen und bei Bedarf aufzufüllen. (So hab ich sie jedenfalls in Erinnerung) In Schweden gibt es einen Schlauch, der an Druckluft angeschlossen ist, den Ist-Druck muss man "fühlen" (Zitat Tankwarte) und den Soll-Wert probiert man lustig aus. Gut also ging ich an meine 4 Reifen, legte jeweils einen Finger drauf und befand, dass sich das wie 2 bar anfühlt (Ironie....) und da ich innerlich schon alle 4 Reifen platzen sah, blieb dieser Punkt leider unerfüllt auf der Liste stehen aber alles andere wurde brav abgehakt.
So nun ging es aber nun wirklich Richtung Trondheim. Auf zum Nidarosdom!!!
Der Weg nach Trondheim bereitete uns keine Schwierigkeiten, das Wetter war wie gesagt super und nach gefühlten 10000 Höhenmetern, die wir bis hierher rauf und runter gefahren waren, kamen wir auch bei Sonnenschein in Trondheim an. Wir bekamen sogar Kaffe auf dem Weg!!! Ich muss aber sagen, die Reise alleine lohnt sich "nur" für Trondheim wirklich nicht...
Nächste Frage: Wo parken? Tjahar......Trondheim = Norwegen= teuer...ok soviel wussten wir schon vorher aber dass 3 h parken in dieser Stadt 90 NOK (fast 11€!!!!) kosteten, haute selbst uns dann doch etwas vom Hocker. Nagut, man teilt sich ja alles....auch die psychischen Schmerzen am Parkautomat. Ich habe auch nur eine halbe Stunde gebraucht, um das Ticket zu erhalten und es mussten wir auch nur 2 Norweger helfen.
Nun ging es endlich zum Nidarosdom....wir 2 fotobegeisterten Tussies stürzten uns also voller Elan auf diese Sehenswürdigkeit, machten von jedem Stein und jedem Baum Fotos, um dann am Ticketschalter darüber informiert zu werden, dass....tada.....Wintersaison.....der Dom wegen Restaurierungsarbeiten im Winter geschlossen wäre (welcher Tourist kommt auch schon im Winter nach Norwegen...).
Also auf zum nächsten Punkt auf der Liste, dem Rockheim. Da wir aber vorher am Meer, in der Innenstadt und in diversen Läden waren, wurde unser Parkticket immer knapper also gab es hier nur Fotos von außen. Es war sowieso erstaunlich, dass hier alles offen war.
Alles in allem ist Trondheim eine ziemlich schöne Stadt mit einer tollen alten Innenstadt. Von der Gamle Bybroen hat man einen schönen Blick auf den Fluss der Stadt und die anliegenden alten Häuser.
Es war auch mal was anderes wieder das Gefühl zu haben in einer Großstadt (für schwedische Verhältnisse) unterwegs zu sein. Erster Kommentar als wir in Trondheim waren "Guuuuck mal Sarah, hier gibt es sogar RICHTIGE Häuser aus Stein", man kann sich also ungefähr vorstellen wie sehr wir mittlerweile an rote Holzhäusschen gewöhnt sind. ;)
Finally: Spring :) |
Nachdem unser Parkticket abgelaufen war - wir waren 10 Minuten vorher am Auto, bei den Ticketpreisen wollten wir die Überzugsgebühren erst gar nicht mehr wissen - ging es dann weiter an der Märchenstraße Richtung Kristiansund.
Vorbei an wunderschönen Ber.....nein dieses mal nicht. Jedenfalls nicht direkt von Anfang an. Zunächst fuhren wir durch eine Baustelle, die in Deutschland kein Straßenverkehrsamt der Welt genehmigen würde. Die Bagger drehten mitten auf der Spur, rechts und links meterhoher Schlamm, Ampeln an denen man sich 10 Min lang anstellen musste und Bauarbeiter, die mitten über die Straße liefen.
Nach diversen Schweißausbrüchen und wunderschönen Baustellenlandschaften kamen wir dann auch irgendwann wieder in georndete Straßenverhältnisse....dachten wir.
Nicht nur, dass man in Norwegen horrende Strafen für zu schnelles Fahren zahlen darf, nein, die Norweger sind direkt so nett und stellen erst keine Straßenschilder auf. Hat man also ein Schild verpasst oder weiß nicht mehr was vor 100 km drauf stand hat man Pech gehabt und man fährt vorsichtshalber einfach mal mit 50 kmh durch die Gegend. Mit dem Eregbnis, dass man nach 5 Minuten ca. 20 Autos und 30 LKW's hinter sich in einer Kolonne fahren hat und selbst der Opa am Steuer immer ungestümer wird. Ok - 50 kmh scheint also auch nicht richtig zu sein. Egal, alles andere ist zu teuer!
Selbst als wir wussten, dass wir definitiv 80 kmh fahren durften, war uns das das ein odere andere mal einfach nicht möglich. Serpentinen (oder hier eher Haarnadelkurven) die Berge hoch und runter und hoch und runter haben wir einmal versucht diese mit 80 zu nehmen und als Sarah quer durchs Auto flog und ich leicht grünlich im Gesicht wurde, haben wir uns dann darauf hin wieder dafür entschieden den Bergen mit etwas mehr Respekt zu begegnen. Auch wenn die Norweger das komplett anders sehen und garantiert 20 Leute abends ihrer Familie erzählt haben, welche bekloppten Deutschen wieder unterwegs waren. Schließlich brauchten wir eh Zeit, um vernünftige Fotos zu machen und da sich hinter jeder Kurve ein neues Landschaftsbild zeigt, kann man auch schonmal mehr als nur "ein bisschen" meh Zeit brauchen.
Klug wie Sarah und ich sind, haben wir uns natürlich vorher über dieses Land kundig gemacht und wussten, dass es hier einzelnde Mautstrecken geben würde. Einzelne, ja.....
Wir haben uns auch vorher drüber informiert, dass man diese entweder per Kreditkarte, manuell oder per Rechnung von Zuhause aus zahlen kann.
Auf unserer Karte sind max. 3 Mautstrecken eingezeichnet. Eine davon die Atlantikstraße aber hierzu später. Auf dem Weg von Trondheim nach Kristiansund sahen wir allerdigs so ziemlich vor jedem Tunnel (und davon gab es verdammt viele....) und auf jeder 2. normalen Straße ein Schild, das uns über irgendwelche nötigen Zahlungen informierte. In der Hoffnung, dass meine Mutter, wenn ich nach Hause komme, nicht die Wände mit Mautbriefen tapezieren kann, sind wir dann einfach mal weiter gefahren. Was nicht auf der Karte steht, existiert für uns auch nicht - et basta!
Zum Thema Tunnel muss man noch sagen, dass man damit hier kein Problem haben darf, sonst kann man ohne Beruhigungsmittel nicht mehr auf die Straße trauen. Hier sind die Tunnel riiiiiiiiesig, mit Kreisverkehren und Kreuzungen drinnen, wenn man Pech hat, sieht man vor lauter Staub NICHTS, die Steigung ist steiler als auf normalen Skipisten (um 10% laut Schildern) und sie sind generell nicht ausgekleidet. Man muss nicht extra erwähnen, dass man uns selbst im Tunnel daurnd überholte....auch wenn diese ausnahmsweise mal einspurig waren...
Aber kommen wir nochmal zum Weg, denn der ist hier ja bekanntlich das eigentliche Ziel und wir befanden uns ja nun auch im Land der Fjorde. Vorbei ging es an Rehen, die im Sonnenuntergang friedlich am Straßenrand grasten (aj ich weiß hört sich kitschig an, war aber nunmal so ;) ), an Parkplätzen, von wo aus man direkt auf Fjorde blickte, über malerische Brücken, auf super süße schnuckelige Toilettenhäusschen (ihr glaub nicht wie sauber hier die Toiletten selbst mitten in der Wallachai sind) und schlussendlich auf eine Fähre. Was für uns eine besondere Art des Verkehrsmittels ist, ist für die Norweger hier in der Region sowas wie der Bus über das Wasser. Ich hatte kurz die Befürchtung wege Wellengang austreten zu müssen aber mein Magen bleib standhaft =) Leider haben wir keinen Ausblickspunkt gefunden aber wie uns später erklärt wurde, gibt es ihn sehr wohl....dort irgendwo....wir werden ihn noch finden. Und Waffeln soll es auch geben :) Die Fähren kosten hier natürlich auch etwas, sind aber vergleichsweise günstig ( ca. 7 € p.P) und ohne muss man auch z.T. 200 km Umweg einplanen und das lohnt sich bei norwegischen Spritpreisen nun auch nicht. Vor der Fähre stellt man sich in einer Autoschlange (mit uns standen dort ca. 5 Autos) an, fährt vom Ende der Europastraße auf die Fähre und wenn diese ihre Klappe wieder aufmacht, startet man das Auto wieder und fährt genau auf eben jener Europastraße, die dort einfach abgeschmitten ist, wieder weiter. Man sieht also vorher eine Straße und nach dem Wasser auch und es ist sogar namentlich die gleiche. Ich war total begeistert :D
Wir sind ca. 1h zu spät in Trondheim angekommen und daher war unser Zeitplan etwas nach hinten gerückt. Glücklicherweise, wie sich im Nachhinein rausstellte. Wir kamen in einen absolut super schönen Sonnenuntergang und die Fähre holte uns dadurch vor einem fast pinkem Himmel ab.
Die Farben, die sich durch die Sonne ergaben, haben zwar nicht dazu geführt, dass wir schneller vorwärts kamen (nun machten wir NOCH mehr Fotopausen) aber die Fotos sind wirklich toll geworden.
In Kristiansund angekommen, stellte sich uns das Problem, dass wir kein Internet hatten also auch nicht mal eben per Googlemaps unsere Couch suchen konnten, Nachdem wir 1 h lang durch die Stadt gefahren sind und jedes Haus mittlerweile 20 mal gesehen hatten, hielten wir an einer Tankstelle an. Der Tankwart war leider auch neu in der Stadt und der andere Mann konnte kein Englisch. Also weiter (mittlerweile war ich soweit mich in jede Mülltonne zu legen) und irgendwann kamen wir dann auch tatsächlich an, nachdem Sarah diverse Male mit unserer Courchsurfinggelegenheit telefoniert hatte. Hier begrüßte uns ein sehr netter Inder namens Annamalai, der zu unserer (eher Sarahs) Freude noch indisches Hühnchen für uns gekocht hatte. Ich hatte ihn vorher bereits gewarnt, dass ich nicht scharf essen konnte und daher stelle er mir direkt einen halbeb Liter Joghurt daneben. Nachdem ich nur noch Joghurt essen konnte und wollte, lehnte ich den 2. Schenkel ab (und ich hatte einen Hunger!!!!) und begnügte mich danach erstmal nur noch mit Wasser.
Nachdem wir uns noch mit Annamalai unterhalten haben, ging es dann auch relativ zügig Richtung Couch (die weicheste Couch, auf der ich jemals geschlafen habe), da wir heute Morgen ja relativ früh weiter zur Atlantikstraße aufbrechen wollten.
Bis dahin =)
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